Sind wir im Yoga alle gleich? Nein, absolut nicht. Es wird über Ahimsa gesprochen, aber ist die Yogapraxis wirklich auch kultursensible, antirassistisch und inklusiv? Yoga ist nicht zugänglich für einen großen Teil der Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen: mangelnde Repräsentation, die Vermittlung von Yoga als ein exklusiver weißer Club, finanzielle Gründe, nicht-inklusive Praktiken und Räume, ausgrenzende Kommunikation und viele mehr. Ahimsa bedeutet auch, Machtverhältnisse zu hinterfragen, sich zu informieren und Yoga zugänglicher zu machen. Hier erfährst du alles über Ableismus und Yoga.
Ableismus ist die Abwertung, Diskriminierung und Marginalisierung von Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten aufgrund ihrer Fähigkeiten. Ableismus beruht auf der Vorstellung eines stets perfekten, ohne Einschränkungen funktionierenden Körpers.
Ein Gastbeitrag von Mechthild Kreuser @inklusiveachtsamkeit
Als Frau mit Behinderung habe ich mich in Yogaräumen oft nicht willkommen gefühlt und aus diesem Grund habe ich seit langem auch bereits vor der Pandemie kein Yogastudio mehr besucht.
Ein Grund hierfür ist Ableismus. Sowohl mein internalisierter, als auch der Gefühlte durch die Yogastudios.
Ableismus bedeutet, dass ein nicht-behinderter Körper als die Norm betrachtet wird und alle Körper, die davon abweichen als weniger wert oder weniger fähig angesehen werden.
Gerade in Yogastunden, in denen es stark um die korrekte Ausführung der Asanas geht, ist Ableismus ein Thema. Dies ist sowohl für Yogalehrende so, die vielleicht sehr stark auf die “vollständige” Ausübung der Positionen achten, als auch für Menschen mit Behinderung selbst, die aus Sorge nicht mitmachen zu können gar nicht erst mit Yoga anfangen.
Hier ist es also für Yogalehrende wichtig, sich bewusst zu sein, dass Ableismus sowohl bei Ihnen selbst, als auch internalisiert bei Menschen mit Behinderung besteht.
Ableismus in der Yogabubble – Ein Gastbeitrag von Birte Kranz
Eines der größten Probleme in der Yogaszene ist meiner Meinung nach der Ableismus.
Ich selbst als chronisch Kranke habe lange überlegt, ob ich überhaupt eine Yogalehrerinnen-Ausbildung schaffe.
Ich bin körperlich einfach nicht zu den gleichen Leistungen fähig wie Menschen, die keine Behinderung haben. Und ja, ich bin in der Ausbildung oft über meine Grenzen hinweg gegangen…
Häufig wird in den Ausbildungen, aber auch in den Yogaklassen davon ausgegangen, dass die Schüler alles können und wollen. Die Alternative für „wenn man nicht mehr kann“ ist die Kindeshaltung, für mich persönlich eine wunderschöne Haltung, in der ich mich, richtig angepasst, wohl fühle. Was aber, wenn das nicht der Fall ist? Wenn es am Bauch oder an den Knien unangenehm ist und man sich deswegen nicht sicher und wohl fühlt? Warum werden keine Alternativen angeboten?
Ich habe es schon oft erlebt, dass Probs (Blöcke, Kissen, Gurte) vor der Klasse als Muss angegeben wurden, in dem Kurs dann aber nicht benutzt, geschweige denn erwähnt wurden. Was soll das? Wenn die Lehrerin die Probs nicht benutzt, schön und gut, aber sie sollte die Schüler vor die Option stellen.
Das Schlimmste daran ist jedoch, dass viele Lehrer in ihrer Bubble so feststecken, dass sie den Schülern vermitteln, es sei nur ein Mindset-Problem, warum sie nicht so gelenkig, flexibel, belastbar etc sind. „Wenn ihr nie eure Grenzen überschreitet, kommt ihr nicht weiter“ – mmh ja, danke für nichts. Es hilft mir nicht, etwas zu tun, wovon ich dann womöglich wochenlang die Folgen ertragen muss.
Mach, was sich gut für dich anfühlt und wenn du merkst, dass du nicht kannst, dann leg dich in Savasana oder eine andere Stellung, die dir jetzt gerade gut tut! Denk dran: Yoga soll sich für dich gut anfühlen, nicht für den Lehrer!
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